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Sonntag, 24. Oktober 2021

Serientipp: "Squid Game" auf Netflix

Aus Südkorea kommen ja schon seit Jahren immer wieder Genreperlen und Geheimtipps, die dank Social Media ruckzuck viral gehen und über die schon bald jede*r spricht. So auch über "Squid Game". Die Serie gibt es seit einigen Wochen auf Netflix, und sie ist zumindest in Deutschland auch jetzt, wo ich diesen Serientipp schreibe, die Nummer 1 in den Top 10. Tatsächlich hat "Squid Game" es zeitweise in über 90 Ländern gleichzeitig auf Platz 1 geschafft. Überhaupt hörte ich dermaßen viele begeisterte Stimmen, dass ich mir das Ganze auch selbst mal angeschaut habe.

Worum geht's?

Gi-hun ist ein vom Pech verfolgter glücksspielsüchtiger Mann, der schon fast alles verloren hat inklusive seiner Ehe, seines Jobs und seines Geldes. Er lebt bei der schwerkranken Mutter in überaus ärmlichen Verhältnissen, ihm fehlt es aber an Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, um an seiner Situation etwas zu ändern. Da begegnet ihm ein geheimnisvoller Mann in der U-Bahn und lädt ihn zu einem Geschicklichkeitsspiel ein. Für jede gewonnene  Runde soll Gi-hun Geld erhalten, verliert er, darf der Fremde ihm eine Ohrfeige verpassen. Und Gi-hun sammelt jede Menge Ohrfeigen ein, hat am Ende aber eine ordentliche Summe zusammengespielt und erhält von dem Mann eine seltsame Visitenkarte. Wenn er an einem Spiel interessiert sei, bei dem er noch mehr Geld gewinnen könne, solle er die Nummer auf der Karte anrufen, spricht der Fremde und verschwindet.

Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Gi-hun wittert seine Chance, endlich seine Schulden auf einen Schlag abzubezahlen, seiner Mutter die bitternötige Behandlung im Krankenhaus zu finanzieren und den Kontakt zu seiner Tochter zu verbessern. Er ruft an, meldet sich an - und findet sich in einem albtraumhaften Szenario wieder. Zusammen mit 455 weiteren "Freiwilligen" soll er fünf Spiele spielen. Wer alle Spiele gewinnt, erhält am Ende eine aberwitzig hohe Summe Geld. Niemand weiß etwas über die Art der Spiele, niemand ahnt, was mit denen passiert, die ausscheiden. Doch schon in der ersten Runde wird sehr schnell klar, dass der bonbonbunte Schein der Spielkulisse trügt. Denn hier geht es um Leben und Tod geht, im sprichwörtlichen Sinn.

Mein Eindruck

Hätte ich die Zeit gehabt, ich hätte diese eine Staffel (9 Folgen à ca. 55 Minuten) am liebsten in einem Stück geschaut, so fasziniert war ich davon. Auf den ersten Blick ist es eine wilde, schrill-bunte Mischung aus Dystopie, Horror, Science Fiction und typisch asiatischem Overacting, an das ich als Westeuropäerin mit entsprechend geprägten Sehgewohnheiten mich erst einmal gewöhnen musste. Aber zwischen den Zeilen blitzt eine Menge kluger, gut platzierter Kritik an Gesellschaft, Klassismus und Kapitalismus durch. Kaum einer der Charaktere war mir auf Anhieb sympathisch, doch ich fühlte trotzdem schon bald mit einigen der Spieler*innen, fieberte mit ihnen und betrauerte das eine oder andere Ausscheiden. Lange bleibt unklar, warum diese Spiele gespielt werden, wer dahintersteckt und wer davon profitiert. Hundertprozentig wird das auch bis zum Ende nicht aufgeklärt, so viel darf ich schon verraten. Allerdings ist das Ende auch so gestaltet, dass man da problemlos eine zweite Staffel dranhängen kann. Ich wäre wieder dabei.


Ich mag "Squid Game", für mich enthielt diese Serie alles, was eine gute Geschichte braucht - Drama, Geheimnisse, Action, Blut, große Gefühle, unerwartete Plottwists, hier und da geschickt eingestreuter Humor und Skurrilität und eine sozialkritische Botschaft, die nicht mit dem Holzhammer reingezimmert wurde, sondern stets ganz subtil mitschwingt, aber dennoch klar rüberkommt.

Ich vergebe 4 von 5 angeleckten Zuckerplätzchen!


P. S. Übrigens hat es die Serie auch aufgrund ihrer starken Symbolik in Design und Kostümierung bereits in die Cosplayer-Szene geschafft. Gerade gestern war ich auf der Frankfurter Buchmesse einem der rotgewandeten, vollmaskierten Wächter begegnet, siehe Fotobeweis.


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