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Sonntag, 19. September 2021

Rewatch: "Independence Day"

Alte Liebe rostet nicht. Was habe ich mich damals auf diesen Film gefreut, als ich gut ein Jahr vor Filmstart in Hamburg die ersten Werbeplakate entdeckte. Ich erinnere mich an die Gänsehaut, als ich den Trailer zum ersten Mal im Kino sah - dieser Moment, wenn das Raumschiff durch die Wolkenwand bricht.

Keine Ahnung, wie oft ich den Film aus dem Jahr 1996 schon gesehen habe, aber ich liebe ihn heiß und innig, trotz oder vielleicht auch wegen seiner plakativen Verherrlichung der Amerikaner als Retter der Welt. Wäre doch schön, wenn die Amis das echt könnten - die Welt retten. Gefahren gibt es mittlerweile mehr als genug, da brauchen wir eventuelle Bedrohungen aus dem All noch gar nicht mitzuzählen.

Aber zurück zu "Independence Day". Gerade läuft er mal wieder im Free TV. Er gehört zu der Reihe von Lieblingsfilmen, bei denen ich immer hängenbleibe, egal wie oft ich sie schon gesehen habe und Scheiß auf die Werbeunterbrechungen! Hier liste ich mal auf, was ich an "Independence Day" so liebe.

Der erste Filmsong

"It's the end of the world as we know it ... and I feel fine!", heißt es da gleich zu Beginn, während ein gelangweilter Mitarbeiter gar nicht bemerkt, welche Signale seine Überwachungsinstrumente da gerade aus dem All empfangen. Der Song von R.E.M. ist einfach der beste Song ever, um einen Film über eine globale Alien-Invasion zu eröffnen.

Jeff Goldblum

Dieser Mann veredelt jeden Film, und zwar nicht erst seit seinem ikonischen Auftritt als Chaosmathematiker Dr. Ian Malcolm in "Jurassic Park". Hier stellt er den Satellitentechniker David Levinson dar, der scheinbar als einziger kapiert, was die außerirdischen Signale in Wirklichkeit sind - ein Countdown zum Angriff auf die Menschheit. Auch den Plan, die Aliens mit Hilfe eines Computervirus zu Fall zu bringen, heckt er quasi im Alleingang aus. Niemand bringt den supercleveren Wissenschaftler/Technikspezialist so glaubhaft (und sexy) rüber wie Jeff. Und er harmoniert wunderbar mit dem zweiten Hauptcharakter des Films, Will Smith.

Der restliche Cast

Bei "Independence Day" handelt es sich im Grunde um einen Ensemble-Film, dessen Mitglieder nach meinem Empfinden perfekt zusammenspielen. Ich kann unmöglich alle aufzählen, aber die nachfolgenden verdienen definitiv eine Erwähnung:

Davids Dad Julius Levinson spielt in diesem Film auch eine wichtige Rolle. Dargestellt wird er von Judd Seymore Hirsch, der mit seiner unbedarften Art, die Dinge beim Namen zu nennen, schon auch mal dafür sorgt, dass sein Sohn auf die richtigen Ideen kommt. Der schon erwähnte Will Smith spielt den Airforce-Piloten Steven Hiller, der mit Mut und vorlauten Sprüchen zum heimlichen Helden wird. Bill Pullman spielt den US-Präsidenten Whitmore, der heldenhaft die finale Schlacht persönlich anführt. Margaret Colin ist Connie, Davids Ex-Frau und zufällig die  Pressesprecherin des Präsidenten und damit Davids direkter Draht zur Regierung.

Bild: © 20th Century Fox


Randy Quaid als dauerbetrunkener Privatpilot, der fest davon überzeugt ist, einst von Aliens entführt worden zu sein, bietet ein wenig Comic Relief und berührt zugleich mit seinem (selbstgewählten) Schicksal die Herzen. Hillers Lebensgefährtin Jasmine, die "exotische Tänzerin", dargestellt von Vivica A. Fox, schafft es nicht nur, mit Sohn und Hund aus dem zerstörten Los Angeles zu fliehen, unterwegs rettet sie auch noch die schwerverletzte First Lady, gespielt von Mary McDonnell, aus den Trümmern ihres abgestürzten Hubschraubers. Unbedingt zu erwähnen wäre da noch Brent Spiner, den die meisten wohl als Android Data aus dem Star Trek Universum kennen. Hier spielt er den nerdigen Wissenschaftler Brackish Okun, der schon seit Jahren an den Bruchstücken und Alienkadavern forscht, die seit dem vertuschten Absturz (Stichwort Roswell) eines Alien-Aufklärers in der Area 51 vor der Welt versteckt werden.

Die Special Effects

Die Effekte waren zu ihrer Zeit bahnbrechend. Ich finde ja, dass kein Regisseur die Erde so schön und spektakulär untergehen lassen kann wie Roland Emmerich, der ja mit diesem Film nur den Startpunkt gesetzt hatte. Wenn man sich überlegt, wie viel Handarbeit damals noch in die Szenen gesteckt wurde, um möglichst realistisch und authentisch zu zeigen, wie das Weiße Haus oder das Empire State Building in die Luft gesprengt werden - Respekt! Da wurde noch mit Modellen gearbeitet und alles in detaillierter Kleinstarbeit vorbereitet und durchgespielt.

Es ist mir immer wieder ein Fest, wenn der Countdown abgelaufen ist und die Raumschiffe ihre Superwaffen auspacken, um die ahnungslosen Menschen und alles um sie herum zu pulverisieren.

Bild: © Everett/Rex/Shutterstock


Die Aliens

Man könnte Emmerich Einfallslosigkeit vorwerfen, weil die Aliens im Grunde genauso aussehen, wie wir sie uns immer vorgestellt haben: dünne Gliedmaßen, schwarze pupillenlose Augen, graue Haut. Und ihre Raumschiffe sind doch tatsächlich fliegende Untertassen, nur eben in gigantischer Größe. Andererseits spielt er da doch mit genau den Ängsten, die viele Menschen wirklich haben sollen, und erfüllt genau unsere Erwartungen: Aliens sehen hässlich aus, sind uns technisch überlegen und wollen uns vernichten.

Die Kleinigkeiten

Ich liebe es, wenn Okun die Instrumente in dem Alien-Raumschiff "kleine Gizmos" nennt (keine Ahnung, ob er es im Original auch so sagte). Wenn David und Steven im Mutterschiff auf den richtigen Moment warten und dann ihre Zigarren rauchen, finde ich jedes Mal wieder ikonisch. Wenn Steven das Alien im von ihm abgeschossenen Jäger per klassischem Faustschlag und dem Spruch "Willkommen auf der Erde" K.O. schlägt - ach wie schön. Und diese herrlichen Dialoge zwischen David und seinem Dad ("Das ist das Weiße Haus, David, du kannst da nicht einfach vorfahren und klingeln!") bringen mich jedes Mal wieder zum Schmunzeln.

Aus heutiger Sicht

Man muss vielleicht das Konzept mögen, mit dem Emmerich hier den Angriff der Aliens zelebriert. Ein Konzept, das er auch in seinen anderen Weltuntergangswerken wie "The Day After Tomorrow" oder "2012" benutzt. Die Schicksale und persönlichen Konflikte einzelner Figuren vor dem Hintergrund einer globalen Bedrohnung. Das gleitet hier und da schon mal ins Kitschige ab. Klischees werden da auch eher gepflegt als auf links gedreht. Aber für mich ist das okay. Ich erwarte das quasi schon von einem Emmerich-Film. Ich finde, dass "Independence Day" immer noch perfekt funktioniert und mir genau das bietet, was ich mir von so einem Film wünsche: Am Ende kämpfen alle Menschen gemeinsam auf einer Seite gegen die Invasoren. Vergessen sind all die Kriege, Grabenkämpfe, Streitigkeiten aufgrund von Religion, Geld oder Machtansprüchen. Wir sind plötzlich nur noch eine Menschheit mit einem gemeinsamen Ziel. Was für ein schöner Gedanke.

Ich vergebe damals wie heute 4,5 von 5 blinkenden Gizmos!

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