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Montag, 3. Mai 2021

Enola Holmes - Mein Eindruck

Ich weiß, ich bin ein bisschen "late to the party", da der Film schon eine ganze Weile auf Netflix verfügbar ist. Tatsächlich bin ich aber erst am vergangenen Wochenende dazu gekommen, ihm eine Chance zu geben. Eigentlich bin ich kein so großer Fan von Sherlock Holmes und allen Stoffen, in denen diese Figur verarbeitet wurde. Vielleicht habe ich deshalb so lange einen mehr oder weniger bewussten Bogen um "Enola Holmes" gemacht, wer weiß. Aber nun bin ich doch sehr froh, es endlich getan zu haben, denn der Film hat mir außerordentlich gut gefallen.

Darum geht's

Enola ist die jüngere Schwester des berühmten Detektivs Sherlock und des noch älteren, erzkonservativ eingestellten Bruders Mycroft. Sie wächst auf dem Land bei ihrer Mutter auf, einer Feministin, die ihrer Tochter alles beibringt, was sie brauchen könnte, um in einer von Männern beherrschten Welt zu bestehen: Wissenschaften, Literatur, Kämpfen, Schießen und so weiter. Als Enola gerade mal 16 Jahre alt ist, verschwindet die Mutter plötzlich und scheinbar spurlos. Sherlock und Mycroft rücken an, Mycroft, der die Vormundschaft hat, beschließt, dass Enola auf ein Mädchenpensionat geschickt werden soll, um aus ihr doch noch das benötigte Ehefrauenpotenzial herauszukitzeln, damit sie an einen Ehemann vergeben werden und den klassischen Platz der braven Ehefrau in der gehobenen Gesellschaft Englands des 19. Jahrhunderts einnehmen kann. Aber die Rechnung haben die Holmes-Brüder ohne die smarte Enola gemacht. Die flieht und macht sich per Zug auf den Weg nach London, um ihre Mutter wiederzufinden. Während ihrer Reise begegnet sie einem jungen Lord, der aus ganz eigenen Gründen ebenfalls auf der Flucht ist. Sie hilft ihm und rettet ihm das Leben. In London trennen sich zunächst ihre Wege, doch sie begegnen sich immer wieder und müssen weiterhin einander helfen oder gar retten. Schließlich kommt Enola einer mörderischen Intrige auf die Spur und löst - ganz ohne die Hilfe ihres berühmten Bruders - ein Verbrechen und verhilft damit der Wahlrechtsreform Englands zur Realisierung.

Was daran so gefallen hat

Die Kostüme, das historische London, die scharfen Dialoge, die verschiedenen Charaktere und das Zusammenspiel zwischen Enola und ihren beiden ungleichen Brüdern ergeben ein reizvolles Gesamtbild. Natürlich ist Henry Cavill in der Rolle des Sherlock Holmes auch optisch eine echte Kirsche auf der Torte. Und der jugendliche Lord, dargestellt von Louis Partridge, dürfte vor allem jüngere Herzen höher schlagen lassen. Und Helena Bonham Carter, die Enolas Mutter spielt, ist wie immer fantastisch. Doch das Highlight ist für mich Millie Bobby Brown in der Titelrolle. Sie spielt Enola mit einer solchen Leichtigkeit und so überzeugend, dass es mich schlichtweg begeistert hat. Millie ist noch so jung (Jahrgang 2004), hat aber schon als Elfie in "Stranger Things" dermaßen überzeugt, dass ich sicher bin, dass wir von ihr noch viele weitere filmische Highlights erwarten dürfen.

Ein anderer Aspekt, der mir sehr gefallen hat, war die Sache mit dem Durchbrechen der vierten Wand, wie es wohl in der Fachsprache heißt. Das bedeutet, die Filmfigur Enola wendet sich immer wieder in bestimmten Momenten direkt an uns, das Publikum, erklärt und kommentiert und fragt sogar manchmal, was sie tun soll. Oft wirft sie uns nur Blicke zu, die so aussagekräftig ihre jeweilige Verfassung unterstreichen, dass es keiner weiteren Worte bedarf.

Teil 2? Aber gerne doch!

Sollte es eine Fortsetzung von "Enola Holmes" geben, wäre ich wieder dabei! Der Film lief und läuft sehr erfolgreich auf Netflix. Das Filmteam einschließlich Regisseur Harry Bradbeer und Hauptdarstellerin Millie Bobby Brown wäre wohl sehr gern wieder zu den Dreharbeiten für Teil 2 vereint. Aber konkret ist nichts geplant. Dabei würde es sich absolut anbieten, schließlich handelt es sich bei der Vorlage um eine Buchreihe aus der Feder der Autorin Nancy Springer, Potenzial für weitere Geschichten wäre also schon mal vorhanden.

Bis dahin empfehle ich "Enola Holmes" wärmstens. Einen Re-Watch schließe ich für mich jedenfalls nicht aus.

Ich vergebe 4 von 5 frisch gemalten Chrysanthemen.

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