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Dienstag, 11. Mai 2021

Rewatch: Aliens - Die Rückkehr

Es gibt Filme, die kann ich immer wieder anschauen, ohne dass ich mich langweile. Und es gibt Filme, die habe ich vor langer Zeit mal gesehen, war total geflasht und würde sie nun gern wieder gucken, traue mich aber nicht so richtig, weil ich befürchte, den Zauber nicht mehr zu spüren. Zu dieser Kategorie zähle ich "Aliens - Die Rückkehr" aus dem Jahr 1986.

Ich weiß nicht mehr, wie alt ich genau war, als ich den Film zum ersten Mal sah, aber ich kann mich noch erinnern, wie ich vor Spannung am Rand der Wohnzimmercouch kauerte und mich dermaßen gruselte und gleichzeitig so mitlitt. Kurzum: Es war ein höllisch gutes Vergnügen. Und tatsächlich habe ich diesen Film seitdem nicht mehr gesehen.

Nun bietet Netflix derzeit so ziemlich alle Filme aus dem Alien-Universum an, und so schlich ich schon seit Wochen um meinen Lieblingsteil der Reihe - "Aliens - Die Rückkehr". Würde ich den Film immer noch mögen? Kann er immer noch gruseln und in Atem halten? Am vergangenen Wochenende gab ich mir einen Ruck und startete meinen Re-Watch.



Darum geht's (möglichst spoilerfrei, versprochen)

Wir erinnern uns: Am Ende des ersten Alien-Films bleiben an Bord des Frachters Nostromo nur Ellen Ripley und der Kater Jones übrig. Zu Beginn von "Aliens - Die Rückkehr" wird Ripleys Schiff gefunden, sie wird aus dem Tiefschlaf geweckt und erfährt erst einmal, dass seit dem Verschwinden der Nostromo 57 Jahre vergangen sind. Für eine über 80-jährige sieht Ripley erstaunlich frisch aus. Sie muss Rede und Antwort stehen und sich in dieser neuen Zeit, in der sie niemanden mehr kennt, zurechtfinden. Das gelingt ihr einigermaßen, doch die Albträume plagen sie jede Nacht. Hinzu kommt, dass ihr niemand glaubt, schließlich gibt es keine physischen Beweise, und der Planet, auf dem Ripleys Mannschaft einst auf die Alien-Eier stieß, ist seit 20 Jahren von Menschen bewohnt, die dort in einer Kolonie leben und nie von irgendwelchen seltsamen Begegnungen mit fremden Lebensformen berichteten. Bis der Kontakt zur Kolonie abbricht und man ein Team aus Söldnern hinschicken will, um die Lage zu überprüfen und Überlebende zu retten. Ripley soll sie begleiten, anscheinend möchte man die Möglichkeit, dass an ihrer Alien-Story doch etwas dran ist, nicht ganz außer Acht lassen. Also landet die Truppe hartgesottener Soldat:innen auf LV-426 und muss nicht lange suchen, bis der Horror in Aliengestalt über sie kommt.

Und wie war es jetzt?

Meine Sorgen waren (fast) unbegründet. Der Film hat es immer noch drauf, aber sowas von. Das Setdesign, die legendären Aliens, die Action - atemberaubend gut, die perfekte Mischung aus Science Fiction, Action und Horror. Sigourney Weaver ist so eine coole Frau. Ich liebe ihre Figur Ripley. Sie ist traumatisiert, hat Angst, bewahrt aber immer einen kühlen Kopf und lässt niemals den Feind aus den Augen. Völlig zu Recht wurde Weaver seinerzeit für den Oscar und den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert (völlig zu Unrecht hat sie beide Preise am Ende nicht gewonnen).

Überhaupt: Die starken Frauenfiguren. Als Jugendliche in den 90er Jahren war mir das noch nicht so bewusst gewesen, obwohl ich es auch damals schon cool fand, dass eine Frau die Heldin ist und das Monster besiegt. Jetzt beim Rewatch merkte ich erst, wie krass der Unterschied zwischen den männlichen und weiblichen Figuren in "Aliens - Die Rückkehr" dargestellt wird. Die Männer sind nur auf den ersten Blick stark, aber als die Kacke am Dampfen ist, brechen sie zusammen, verlieren die Nerven und die Kontrolle. Ripley hingegen bleibt konzentriert und handelt, statt wimmernd dazustehen und darauf zu warten, von einem Alien abgeschlachtet zu werden. Zum Beispiel ist es nur ihrem beherzten Eingreifen zu verdanken, dass der Film nicht schon im ersten Drittel vorbei ist, als die Truppe zum ersten Mal auf die Aliens trifft, indem sie eine waghalsige Rettungsaktion unternimmt. Aber auch die anderen Frauen im Film zeigen Stärke und zeichnen supercoole Frauenfiguren. Vasquez mit ihrer Kurzhaarfrisur und ihren Muskeln kämpft tapfer bis zur letzten Sekunde. Die Pilotin Ferro bleibt cool und erledigt einfach ihren Job. Und Newt, das kleine Mädchen, das Ripley findet und vor allen Gefahren einschließlich der Alienkönigin beschützen will? Wie Badass ist die Kleine bitte? Sie überlebt als einzige der Kolonie Wochen oder vielleicht Monate allein und geht den Aliens erfolgreich aus dem Weg. Respekt!

Warum ich in Bezug auf meine Sorgen "fast unbegründet" schrieb? Nun, die eine oder andere "Außenaufnahme" fliegender Raumschiffe im Weltall oder in den Wolken beim Eintritt in die Atmosphäre ist aus heutiger Sicht nicht so gut gealtert. Aber das ist Nitpicking auf hohem Niveau und hat keinen Einfluss auf die Qualität des Films und die packende Geschichte, die er erzählt.

Fazit

Bei einem so guten Film ist es absolut kein Problem, ihn über 30 Jahre nach seiner Entstehung noch einmal zu schauen. So gut altern nicht viele Meisterwerke der Kinogeschichte. Aber das liegt eben nicht unbedingt an den visuellen Effekten, sondern vor allem an den starken Figuren, die dieser Geschichte Leben einhauchen und Seele verleihen.

Bild © Steve Lillie @SteveArtyPerson


Ich habe "Aliens - Die Rückkehr" übrigens am Muttertag geguckt - eigentlich der perfekte Film für diesen Feiertag, denn die Mutter, die ihre Kinder um jeden Preis beschützen will, ist das zentrale Motiv - ob nun Ripley, die alles dafür tut, um die kleine Newt zu retten, oder die furchteinflößende Alienkönigin, die ihre Brut beschützen will.

Da vergebe ich gern fünf von fünf knuddelbedürftigen Facehuggern!

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