Ich hatte im Vorfeld schon viele Rezensionen dazu im Internet gelesen, bei denen er nicht besonders gut wegkam. Bemängelt wurden vor allem die dünne Story und die Dialoge. Also bis auf ein paar Oneliner ("Hey, das Ding hat'n Reißverschluss!") war das eigentlich - zumindest in der deutschen Synchronisation - ganz in Ordnung.
Vielleicht liegt's an mir, vielleicht liegt's daran, dass ich mit nicht allzu hohen Erwartungen in den Film gegangen bin, vielleicht war ich heute auch einfach nur besonders gut gelaunt und großzügig in meiner Meinung. Also mir hat der Film gefallen.
Darum geht's: Der Computerspielentwickler Kevin Flynn verschwand einst spurlos in der digitalen Welt von Tron, die er selbst erschuf. Sein Sohn Sam erhält plötzlich eine Nachricht von ihm - aus seinem Büro, das seit 20 Jahren nicht mehr benutzt wurde. Sam gerät selbst in die Cyberwelt und findet seinen Vater gleich in doppelter Ausführung wieder: einmal als seinen echten Vater und einmal als dessen "bösen Zwilling" Clu. Das Portal, durch das sie in die reale Welt zurückkehren können, bleibt nur eine bestimmte Zeit geöffnet. Vater und Sohn wollen fliehen, doch Clu hat ganz andere Pläne.
Ja, der Film hat seine Längen und ja, immer wenn die Dialoge in Richtung pseudophilosophisches Geschwafel in Matrix-Manier abgleiten, wird es ein bisschen doof. Vieles wird nur angedeutet oder einfach nicht zu Ende gedacht. Aber ich mag lieber auf die Pros eingehen, bin ja wie schon erwähnt wohlwollend eingestellt.
Wie erwartet, sind das Design und die Soundeffekte von allererster Qualität. Die virtuelle Welt, in die Hauptdarsteller Garrett Hedlund eintaucht, ist cool gestylt, von schon unterkühlter Ästhetik durchzogen. Auf dem "Raster" (das englische "Grid" gefällt mir besser) ist es immer Nacht, alle Bewohner sind eigentlich nichts weiter als Programme in zumeist anmutiger, attraktiver Menschengestalt, die in weißen oder schwarzen Latexkostümen stecken (woher kommt mir das nur so bekannt vor...), überzogen von leuchtenden Neonstreifen. Die Neonstreifen durchziehen die gesamte Cyberwelt, die vor allem aus gigantischen Hochhäusern und futuristischen Fahr- und Fluggeräten besteht.
Der Soundtrack stammt aus dem Musiklabor des Duos Daft Punk. Das ist eine absolut geniale Idee von den TRON-Machern gewesen! Ihre digitalen Kompositionen sind richtig cool und teilweise enorm bombastisch und werten den kompletten Film noch einmal auf. Sie spielen auch in einer meiner Lieblingsszenen in einem Club persönlich mit, wo sie (natürlich) die Platten auflegen. Dabei tragen sie die ganze Zeit (natürlich) ihre Helme, was aber in der Welt von Tron nicht weiter auffällt. Kultverdächtig.
Eine weitere Szene, die ich für besonders gelungen halte, spielt in einer gigantischen Arena, wo als fehlerhaft eingestufte Programme mit Diskusscheiben gegeneinander antreten und sich wie Gladiatoren niedermetzeln müssen. Höhepunkt des Ganzen ist dann die halsbrecherische Verfolgungsjagd auf "Motorrädern" über mehrere Ebenen.
Jeff Bridges ist unglaublich präsent in diesem Film. Er dominiert alle Szenen, in denen er dabei ist, ob als Kevin Flynn oder Clu. Für seinen Part als Clu wurde Mr. Bridges, der ja auch schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, digital verjüngt. Diesen CGI-Effekt sieht man ganz am Ende doch recht deutlich, aber sonst passt es schon. Aber auch Garrett Hedlund als Sam und Olivia Wilde als Quorra liefern anständige Leistungen ab.
Nur dieses 3D hätte man sich sparen können. Der Film beginnt sowieso in 2D, erst in dem Moment, wo Sam in der virtuellen Welt landet, wird alles dreidimensional. Dieser Effekt wird dann als stilistisches Mittel verkauft. Ich finde, auch ohne diesen Spielkram hätten die visuellen Effekte sehr eindrucksvoll gewirkt.
Ich glaube zwar nicht, dass mit TRON: Legacy ein Meilenstein in der Kinogeschichte geschaffen wurde, aber ein unterhaltsamer Science-Fiction-Film, der mir noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird, ist er absolut.
Von mir gibt's 4 von 5 Pixeln!
(Bild: cinema.de)
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